Begegnung auf Augenhöhe
Beziehungen heißen in der Regel Beziehungen, weil wir uns in gegenseitiger Abhängigkeit auf den jeweils anderen beziehen.
Es spielt im Grunde auch gar keine Rolle, wer nun das stärkere Gegenüber in einer Beziehung ist, wer mehr und wer weniger von dem anderen abhängt.
In einer Abhängigkeit ist keine Authentizität möglich – oder nur leidlich.
Sobald ich Angst habe, etwas zu verlieren, von dem ich abhängig bin, ob materiell oder emotional, bringt diese Angst mich dazu, mich zu verstellen. Oder ich versuche, so zu agieren, dass die Quelle, von der ich abhängig bin, nicht versiegt.
Was bestehen für typische Abhängigkeiten in einer Beziehung?
1. | Es gibt materielle Abhängigkeiten: |
|
|
2. | Körperliche Abhängigkeiten |
|
|
3. | Emotionale Abhängigkeit |
|
Und der ganze Rest…
Ist eine ganze Menge, was? Und ich denke nicht, dass diese Aufzählung komplett ist. Es können sicher noch einige Punkte in allen drei Kategorien angefügt werden.
Die ersten beiden Kategorien würde ich zwar auch als Faktoren sehen, die dazu führen, dass wir nicht immer authentisch und ehrlich, d. h., wir selbst sind, aber ich denke die emotionale Ebene ist die, die uns am stärksten vom Kurs abbringt.
Werden die Emotionen nicht bedient, dann gerät die Beziehung in Schieflage, unser Leben gerne aus den Fugen, wir erleben unsere Midlifecrisis, bis hin zu Suizid-Gedanken.
Die Emotion ist die stärkste Abhängigkeit, weil sie reines Gefühl ist. Gefühl, das sich als Schmerz durch den Menschen frisst.
Das merkwürdige an der Geschichte ist, das wir die emotionale Abhängigkeit am ehesten in der eigenen Entscheidungsgewalt haben.
Ob unsere Partner uns mit Geld versorgt, können wir zwar bedingt beeinflussen, aber wenn er uns nicht mehr mag, weil wir zum Beispiel keinen Sex mehr mit ihm haben, dann sind das Abhängigkeiten, die nüchtern betrachtet einem Tauschhandel gleichkommen.
Gefühle und ihre Auslöser
Das funktioniert mit Gefühlen leider nicht so. Gefühl entsteht in dir selber. Die meisten Gefühle sind mit Gedanken verknüpft. Jedes Mal, wenn ein Ereignis oder eine Handlung einen Gedanken in uns weckt – und das passiert automatisch, dass der Verstand Ereignisse erfasst, versucht sie zu verarbeiten und zu kategorisieren –, entsteht in uns ein Gefühl.
Wir erfassen etwas mit unseren Sinnen, dies löst einen Gedanken aus, der entsprechend unseren Glaubenssätzen kategorisiert und bewertet wird. Also für jeden individuell anders. Dieser Gedanke ist in unserer Kindheit mit einem Gefühl verknüpft worden.
Jedesmal, wenn wir einen Gedanke haben, den wir einordnen können, wird somit ein Gefühl ausgelöst.
Wenn so Gefühle in uns hervorgerufen werden, wie soll es dann möglich sein, dass uns jemand jemand ein Gefühl geben kann? Wie kann jemand uns verletzen?
Wie kann jemand machen, dass wir uns ungeliebt fühlen?
Ich denke das ist nicht möglich. Wir versuchen es aber. Wir versuchen, den jeweils anderen glücklich zu machen, und tun Dinge, wovon wir der Meinung sind, dass sie den anderen glücklich machen. Das gelingt uns ab und zu, unserem gegenüber einen glücklichen Moment zu bescheren. Am ehesten noch in der Phase des Verliebtseins, wo eh alles durch die rosa Brille betrachtet wird und der Verstand durch Hormone etwas benebelt ist.
Aber ich schweife vom Thema ab…
Wir sind der trügerischen Meinung, dass der jeweils andere unsere Gefühle beeinflusst und geben unser Wohlbefinden und unser Glück in de Hände des anderen.
Das ist eine große Verantwortung, der keiner gerecht werden kann. Jeder Mensch ist einen völlig individuell eigenen Lebensweg gegangen und kann somit gar nicht wissen, mit welchen Gedanken bei dir welche Gefühle verbunden sind. Und wenn er oder sie mal einen Glückstreffer machen, dann ohne zu wissen, warum.
Selbst auf die Gedanken, die wir bei unserem Gegenüber hervorrufen, durch Worte oder Handlungen, können wir nicht wirklich vorhersagen.
Die Sinne erfassen alle ziemlich dasselbe. Wie jeder Mensch die Signale aus den Sinnesorganen interpretiert, ist sehr unterschiedlich.
Die Alternative heißt Partnerschaft
Eine Partnerschaft definiert ein Zusammenkommen von zwei selber lebensfähigen Individuen auf einem ausgeglichen Kräfteniveau.
Jeder Partner kann alleine zurecht kommen und ist nicht vom anderen abhängig.
Partnerschaft auf Augenhöhe.Klingt erst einmal nicht kompliziert. Ist es im Grunde auch nicht, aber der Weg dahin ist für einige sehr schwer. Für manch einen vielleicht auch weniger schwer, je nachdem, wie unserer Lebensweg bisher ausgesehen hat und welche Muster wir uns von unseren Eltern unbewusst abgeschaut haben.
Um eine Partnerschaft einzugehen, müssen wir erst einmal ein bestimmtes Niveau an Stabilität erlangen.
Eine Stabilität, die auf innerer Stärke und Unabhängigkeit beruht. Diese Stabilität zu kultivieren, bringt uns nicht nur in der Partnerschaft zu einer Frau oder einem Mann sehr weit voran, sondern auch im Bereich der Arbeitswelt. Es bringt uns überall da nach vorne, wo wir mit anderen Menschen interagieren, bis hin zu unseren eigenen Kindern.
Diese innere Stabilität können wir erreichen, wenn wir lernen, nicht mehr der Anerkennung und dem Lob anderer Menschen nachzujagen.
Wenn wir die Bestätigung nicht nötig haben, weil wir sie uns selber geben können.
So geht es uns auch mit Liebe und Respekt.
Wenn wir davon abhängen, dass andere Menschen diese Gefühle in uns mit etwas Glück auslösen können, dann sein wir immer im Mangel und unfrei, verbiegen und prostituieren uns, nur um an unsere „Droge“ zu gelangen.
Das Tolle ist, dass Anerkennung, Lob und entgegengebrachte Liebe etwas Wundervolles sind und wir diese auch weiterhin genießen können und sollen. Aber nicht in der Form, dass wir dadurch von anderen Menschen abhängig sind, weil wir meinen, uns selber nicht lieben zu können und uns selber nicht so anerkennen und akzeptieren, wie wir sind.
Je mehr wir uns diese Dinge selber angedeihen lassen können, umso mehr erhalten wir sie auch von außen. Aber erst, wenn wir ihnen nicht mehr nachjagen.
Sobald wir anfangen, authentisch unseren eigenen Weg unbeirrt zu beschreiten, werden andere Menschen anfangen, uns zu folgen. Klingt unglaublich, habe ich aber viele Male beobachten können.
Kritik annehmen können
Mit einem gesunden Maß an Selbstbewusstsein mit Authentizität reagieren wir Menschen auch auf Kritik ganz anders. Wir werden nicht mehr aus der Bahn geworfen, wenn uns jemand kritisiert.
Wenn wir uns selber kennen, mit all unseren Stärken und auch Schwächen, wissen wir es besser als unser Gegenüber. Dann können wir der Kritik zustimmten, wenn sie zutrifft, oder sie ablehnen, wenn sie nicht zutreffend ist. Wir ziehen uns aber nicht mehr durch die Kritik jedes anderen Menschen selbst in Zweifel, und wir werden nicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Wir können zum ersten Mal sachlich mit Kritik umgehen.
Partnerschaft auf Augenhöhe ist richtige Partnerschaft. Ohne gegenseitige Abhängigkeiten entstehen auch keine Gegenseitigen Vorwürfe.
Vorwürfe, dass wir uns gegenseitig nicht glücklich machen, dass wir uns nicht respektieren oder verletzend sind.
Wenn ich über Jahre hinweg der Meinung bin, dass mir mein Partner die Liebe vorenthält, die ich so dringend brauche, das schlägt doch irgendwann in Wut und Hass um.
Das kann nur schwer passieren, wenn wir nicht davon abhängig sind.
Menschen, die sich selber nicht stark genug lieben, glauben anscheinend im tiefsten Inneren gar nicht, dass sie liebenswert sind. Warum sollten sie sich sonst selber keine Liebe schenken?
Wenn du nicht daran glaubst, liebenswert zu sein, dann wirst du die dir entgegengebrachte Liebe von anderen Menschen aber auch nicht sehen, selbst wenn du damit förmlich überschüttet wirst.
Wenn du es nicht glauben kannst, findet es in deiner Realität nicht statt.
Wenn du dich selber liebst und für liebenswert hältst, dann siehst du die Welt mit ganz anderen Augen. Du kannst wahrnehmen, wieviel Liebe doch auf dieser Welt unterwegs ist und dir zuteil wird.
Diese Unabhängigkeit zu erlangen. ist möglich. Und unsere Mission als Kopfrichter ist es, diese Fähigkeiten mit dir zusammen zu erarbeiten.
Dafür bilden wir uns stetig weiter und erproben unterschiedlichste Techniken an uns selber.
Es ist immer wieder schön zu erleben, dass das Leben wesentlich unkomplizierter ist, als wir es uns selber machen.
Glaub nicht alles, was du denkst,… 😉 … und nimm das Leben nicht so bitterernst.
Eure Kopfrichter Aurel und Christian